von Hans-Jörg Müller, axis mundi AKADEMIE

Geomantie und die Wirkung von Orten

Sie sind an einem Ort, fühlen sich dort wohl – wie zuhause – und möchten am liebsten für immer dort bleiben. Haben Sie sich schon einmal gefragt warum?

Welche Einflüsse machen solch ein Gelände aus?

Meist liegt es an der Harmonie zwischen den einzelnen Faktoren: dem Ausblick in die Landschaft, der Wirkung der Architektur, der Geländeform, welche immer andere Lichtverhältnisse erzeugt, der Höhenlage, dem Gestein, dem Klima, den Pflanzen rundum, oder auch der Atmosphäre und den Faktoren, die sie schaffen.

Geomantie und Feng Shui sind die alten Wissenschaften, die Orte und ihre Qualitäten untersuchen und die einzelnen Einflüsse zu verbessern suchen.

Die Region um den Lago d'Orta ist ein Landschaftsraum, in dem man sich geborgen fühlt und der zugleich als anregend und beeindruckend empfunden wird. Hier spielen die verschiedensten Faktoren mit hinein, von denen wir in der Folge die interessantesten herausgreifen wollen.

Darüber hinaus ist die Geomantie auch die Kunst, die Identität der Landschaft zu erfassen. Dabei stehen über den Ebenen des Physischen und Kräftemäßigen, welche die spürbaren Ortsqualitäten bilden, noch die Wirksamkeiten der geistigen Ebenen!

Dies sind die Welten, wo die lebendigen Wesen der Natur und die Engel der Landschaft eine Rolle spielen, von denen einige sich in der Formensprache der organischen Landschaft abbilden. Steinwesen zeigen sich in Steinen; große Landschaftswesen bilden sich in der Landschaft ab.

Die Ebene der organischen Geomantie

Schon die alten Kulturen, welche die Erde als Muttergöttin verehrten, gingen davon aus, dass sich das Urbild des weiblichen Körpers in der Landschaft abbildet, in Quellen, Flüssen, Bergformationen. Aus dem Germanischen ist der Riese Yrmir bekannt, in China ist der Urriese Pan Gu überliefert, von denen es heißt, ihr Fleisch wurde einst die Erde, ihre Knochen die Felsen, ihre Haare Bäume und ihr Schweiß bilde die Flüsse und Seen.

Die Seele der Landschaft

Hier nun bilden sich in der Landschaft verschiedene Frauenkörper ab. Überragt von der Herrscherin, dem Monte Rosa. Dieser Berg, eingereiht in die große Folge von Kraftplätzen der Gebirgszüge, die sich vom atlantischen Raum bis zum Himalaya erstrecken, bildet eine Abzweigung davon und steht dem Mont Blanc als weiblicher Pol gegenüber.

Als Berg erstreckt sich der Monte Rosa zum Himmel und verbindet sich mit kosmisch-lichten Kräften, im Gegensatz zum See, der in die Erde und damit der Dunkelheit zugewandt ist. Auf der Ebene der Urkräfte sind Berg und See wie Yin und Yang. Den Raum der Tiefe finden wir deshalb in Gewässern, allerdings konzentrieren nur wenige Orte, wie eben der Lago d'Orta, die Kraft der Tiefe so stark, dass sie zu Plätzen werden, die auch geistig in Urtiefen hineinführen.

Das Geheimnis des Lago d'Orta

Der Lago d'Orta wurde oft als dunkel, geheimnisvoll und kräftig beschrieben. Balzac nannte ihn »die graue Perle in grünem Schrein«. Er ist ein solcher Ort der Tiefe.

Von den in der Landschaft vorhandenen weiblichen Elementen und Gestalten bildet er, in der Betrachtung der organischen Geomantie, den intimsten Bereich der Landschaftsgöttin: das Geschlecht – ihre Vulva. Der dunkle See führt ein in das Geheimnis des Inneren, in den Raum der Psyche. Wie ein Ei erscheint aus dieser Perspektive die Isola San Giulio – eine Stätte des inneren geistigen Lebens.

Im Gebiet des Sees ist der Marienkult besonders stark ausgeprägt, z. B. liegt die alte Kirche Madonna del Sasso auf einem Felsvorsprung über dem See und es besteht ein Frauenkloster mit mythisch-traditionellen Hintergrund auf der Insel.

Die Geomantie des Centro d'Ompio

In diesem Naturareal sind sowohl die Einflüsse der umgebenden Bergwelt, wie auch die des Sees präsent. Am Gipfel des Monte Crabbia, an dessen Hang sich das Centro d'Ompio befindet, liegt das Landschaftszentrum für die nähere Umgebung.

Durch die süd-südwestliche Lage des Centro d'Ompio manifestieren sich die Qualitäten dieser Himmelsrichtung: Selbstfindung, Selbstkultivierung, Innenschau und dazu die Südqualitäten Daseinsfreude, Vertrauen in das Leben, Genuss, im Fluss des Lebens bleiben – ideale Voraussetzungen für ein Seminarzentrum mit der Ausrichtung Körper- und Bewusstseinsarbeit, Meditation, Musik, Café und Sonnenterrasse.

Weiter unten am Hang gelegen befindet sich das Casa Felicina – ehemals ein altes Bauernhaus und nun zweiter Seminarbereich – welches eine ganz wunderbare ätherische, d.h. lebenskräftemässige Situation bietet. Hier wird man erfüllt von Vertrauen, Zufriedenheit und Emotionstiefe – dabei auch Wachheit, Zentriertheit und »Erdspiritualität«. Hier kann man studieren, wie traditioneller Bau zusammen mit dem örtlichen Gestein heilsam wirken kann.

In den weiten Kastanienwäldern des Areals finden sich viele herausragende Naturplätze: freistehende, der Sonne und dem Wind ausgesetzte Felsen mit einem weitem Ausblick über die Landschaft; schattige Quellplätze; große moosige alte Steine, denen alte Gesteinswesen einwohnen. Auch an Bäumen oder Baumstümpfen finden wir hier eigenwillige Arten dieser Wesen, die aus uralten Zeiten stammen und an die Unergründlichkeit des Ortasees erinnern.

Das Geheimnis der Landschaft allerdings öffnet sich einem schon vor der Haustür: Auf der Bergspitze des Monte Crabbia befinden sich herausragende Kraftplätze, besonders geeignet für Meditation, Kraft- und Visionssuche.

Am höchsten Punkt, dem sogenannten »Einstrahlenden Punkt«, wurde einer von insgesamt drei »Schalensteinen« des Centro d'Ompio gefunden. Diese Schalensteine weisen eingekerbte Näpfchen und Kreuze auf, welche wiederum einen deutlichen Hinweis auf die ehemalige keltische Besiedlung geben. Die Kelten siedelten vorwiegend an Orten mit großer geistiger Weite und dem geheimnisvollen Zauber der Natur.